Sankt Martin in Deutschland
„Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross, das trug ihn fort geschwind“ – unzählige Kinder singen jedes Jahr am 11.11. das berühmte Martinslied, während sie am Sankt-Martins-Tag mit bunten Laternen durch die Straßen ziehen. Doch wer war der Heilige Martin und was hat es mit diesen typisch deutschen Bräuchen auf sich?
Die Geschichte von Sankt Martin
Martin von Tours lebte im 4. Jahrhundert im heutigen Ungarn, das damals zum römischen Reich gehörte. Er zählt zu den bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche und wird auch darüber hinaus von der orthodoxen, anglikanischen und evangelischen Kirche als solcher verehrt.
Er gilt als der Begründer des abendländischen Mönchtums, der ein vorbildhaftes Leben führte. Deshalb ist er auch der erste Heilige, dem die Heiligsprechung nicht aufgrund eines Märtyrertums widerfuhr, sondern weil er sich bis zum Ende seines Lebens nichts zuschulden kommen ließ und die Lehren des Christentums lebte.
🤝 Legende der Mantelteilung
Der Legende nach ritt Sankt Martin an einem kalten Wintertag an einem frierenden Bettler vorbei. Der Mann hatte weder Schuhe noch warme Kleidung an. Voller Mitleid teilte Martin seinen warmen Mantel mit seinem Schwert. Er schenkte dem Bettler eine Hälfte seines Mantels und rettete diesen vor dem Erfrieren. In der Nacht erschien der Bettler mit seinem halben Umhang Martin im Traum und gab sich als Jesus Christus zu erkennen.
Das Brauchtum rund um den Martinstag
Zum Martinstag gehören einige Bräuche und Traditionen, die jährlich am 11. November gefeiert werden. Das ist der Tag, an dem Martin von Tours im Jahr 397 beerdigt wurde. Die Verehrung des Sankt Martin begann rund um das Jahr 400 und seit dem Jahr 450 ist sein Grab ein beliebtes Pilgerziel. Die Bräuche werden aber nicht nur dort gefeiert, sondern in ganz Mitteleuropa.
Zu den wichtigsten Bräuchen und Traditionen am Martinstag gehören:
Die Martinsgans
Zum traditionellen Essen gehört eine gebratene Martinsgans. In Deutschland serviert man diese mit Rotkohl und Semmelknödeln oder Kartoffelklößen. Seit dem 17. Jahrhundert wird vor oder während dem Essen zudem ein Gänsegedicht rezitiert. Dies wird jedoch nicht in allen Teilen Deutschlands gemacht.
🏮 Der Sankt-Martins-Umzug
Die Mantelteilung hat den Brauch des Sankt-Martin-Umzugs beeinflusst. Dabei verkleidet sich ein Mann als Sankt Martin und reitet auf einem weißen Pferd voran, während ihm Kinder mit selbstgebastelten Laternen folgen. Am Ziel wird dann die Mantelteilung in einem kleinen Rollenspiel aufgeführt. Anschließend bekommen die Kinder oft noch eine Zuckerbrezel oder ein anderes Gebäck.
Diese Form des Sankt-Martin-Umzugs existiert erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Zuvor gab es zwar ebenfalls schon vereinzelte Laternenumzüge, aber der voran reitende Martin und das anschließende Rollenspiel wurden hinzugefügt und machten daraus eine jährliche Tradition.
Mancherorts wird der Umzug mit einem großen Martinsfeuer abgeschlossen.
✨ Martinssingen
Recht verbreitet ist zudem das Martinssingen. Dabei gehen die Kinder mit ihren Laternen von Haus zu Haus und singen an der Haustür, um dafür Süßigkeiten oder Gebäck zu bekommen.
Beliebte Lieder beim Laternenlaufen sind beispielsweise:
- „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne, brenne auf mein Licht, brenne auf mein Licht, aber nur meine liebe Laterne nicht.“
- „Durch die Straßen, auf und nieder, leuchten die Laternen wieder. Rote, gelbe, grüne, blaue, lieber Martin, komm und schaue.“
- „Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Dort oben leuchten die Sterne und unten leuchten wir.“
🇩🇪 Der Martinstag in Deutschland
Die Feierlichkeiten des Martinstags in Deutschland orientieren sich an den traditionellen Bräuchen, darunter die Martinsgans, der Sankt-Martins-Umzug oder das Martinssingen. Vor allem für Kinder ist es ein großer Spaß, gemeinsam und singend mit einer Laterne durch die Straßen zu gehen und hinterher noch ein Gebäck zu bekommen.
„Mein Licht geht aus, wir gehen nach Haus, rabimmel, rabammel, rabumm …“