Badischer Dialekt für Anfänger*innen
Ein Wegweiser für „Neigschmeckde“ (Neuzugezogene)
Bei einem Deutschkursaufenthalt in Radolfzell am Bodensee stolpern die meisten Sprachschüler*innen über den dortigen Dialekt: „A Weggle oder a Bretzele?“ (Ein Brötchen oder eine Bretzel?), will der Bäcker wissen. „Verstehst du nicht?“ – „Awa, mach koi Ferz!“ (Wirklich?). Badisch ist für „Neigschmeckde“ (Neuzugezogene) nicht einfach zu verstehen. Da aber 9,7 % der Deutschen Badisch als Dialekt sprechen, wollen wir euch in diesem Beitrag einen kleinen Überblick geben.
Der Badisch alemannische Dialekt und seine Verbreitung
Nicht nur in der Stadt Radolfzell ist der Badisch alemannische Dialekt weit verbreitet. Die größte Sprachgruppe vom Bundesland Baden-Württemberg bilden die alemannischen Dialekte, dazu gehört neben Badisch auch der Schwäbische Dialekt.
Mit Badisch ist umgangssprachlich der Gegenbegriff zum Schwäbischen gemeint. Das umfasst zum Beispiel das Fränkische im Norden oder das Oberrhein-, Hoch- oder Bodensee-Alemannische im Südwesten.
Da die Stadt Radolfzell der Allgemeinbevölkerung den badischen Dialekt näherbringen möchte, findet jahrjährlich von Frühling bis Herbst eine Freiluftgalerie mit dem Titel „aufgehängt & hochgesehen“ statt. Im Jahr 2021 war unter anderem die Dialektreihe „so schwätzt mer dehom“ (so redet man daheim) vertreten, bei welcher badische Sprüche mit deutschen Übersetzungen die Stadt verzierten. 2022 gab es die „Kappedäschle-Galerie“ mit badischen Sprüchen.
Badische Vokabeln
Doch welche Wörter solltet ihr kennen, um euch in Baden zurechtzufinden? Hier findet ihr eine Auflistung der wichtigsten Badisch alemannischen Begriffe:
- Heb des amol! – Halt das mal!
- Wunderfitzig – neugierig sein
- Zwuggel – Baby, kleines Kind
- Debigsisi – dabei gewesen sein
- Zum Schwoofen Gange – tanzen gehen
- Dipfelesscheißer – Ein kleinkarierter Mensch, dass bedeutet die Person ist engstirnig oder nicht weltoffen.
- Hergottsbscheisserle – Maultaschen (Nudelsorte)
- Muggeseggele – sehr kleine Einheit für Länge, Volumen oder Gewicht
- Dea Schnoogeschdich beißd mi ganz aag. – Der Mückenstich juckt sehr.
Weitere Sprüche auf Badisch
- Numme net huddle! – Gut gemeinter Ratschlag, etwas langsam angehen zu lassen.
- Mach des Ding net hie! Des hat viel Geld koschd. – Diese Wörter hören wir unter Umständen, wenn wir z. B. einen wertvollen Gegenstand anfassen, den wir nicht anfassen sollten. "Hie mache" heißt so viel wie zerstören oder kaputt machen.
- Der Ka Schaffe wie En Brunneputzer. – Er kann sehr hart arbeiten.
- Du kannsch mer mol de Buggl nunner rudsche! – Das sagt man, wenn einem jemand richtig auf die Nerven geht und man will, dass die Person einen in Ruhe lässt.
- Der hockt awa uff em Schnebberle. – Er sitzt auf der äußersten Sitzkante. Die Bezeichnung wird auch verwendet für jemanden, der sprichwörtlich „auf heißen Kohlen sitzt“, also ungeduldig auf etwas Wichtiges wartet.
Alles ziemlich schwer auszusprechen? Ja das stimmt, und versucht ein „Neigschmeckde“, diese Begriffe auszusprechen, würde wahrscheinlich schnell jemand sagen „des isch groddefalsch“ (das ist falsch). Aber Übung macht den Meister! 🙂 Und wenn ihr euch bereits die ein oder andere Redewendung merken konntet, habt ihr euch definitiv „en Gudsle verdient“ (ein Bonbon verdient), wie die Baden zur Belohnung sagen würden.
Interessiert ihr euch für weitere Dialekte in Deutschland? Auf unserem Blog stellen wir euch zudem die wichtigsten saarländischen Begriffe vor.